Am 26. Jänner 2012 begegneten unsere drei 7. Klassen der Autorin Maja Haderlap in der 5. und 6. Stunde in der Schulbibliothek.
Haderlap, geboren 1961 in Bad Eisenkappel/Železna Kapla, fand bereits 1983 mit ihrem ersten Gedichtband Žalik pesmi als Lyrikerin Beachtung. Die Kärntner Slowenin schreibt und dichtet in beiden Landessprachen und arbeitet auch als Übersetzerin aus dem Slowenischen ins Deutsche.
Die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin 2011 las zunächst etwa eine halbe Stunde aus ihrem Debütroman Engel des Vergessens und antwortete anschließend auf die zahlreichen Fragen aus der Zuhörerschaft.
Dabei gewährte sie einen tiefen Einblick in ihre schriftstellerische Arbeit:
Der einmal aufgeschriebene Text ist noch nicht endgültig, nicht fertig. Am nächsten Tag ordnen sich die Wörter, die Sätze schon wieder neu – wie eine Wanderdüne, deren Sand sich zu einer neuen Gestalt formt, die sich immer wieder wandeln kann. Haderlap hat ihren Brotberuf als Chefdramaturgin am Klagenfurter Stadttheater aufgegeben und hat als 48-Jährige den Schritt gewagt, freie Schriftstellerin zu werden. Der Erinnerungsschatz ihrer Kindheit und Jugend, den sie jahrzehntelang in sich getragen hatte, konnte nun gehoben werden. Nach einem zwei- bis dreijährigen konzentrierten Schreibprozess ist der Text so gültig formuliert, dass er gleichsam zugeschnürt und wie in einem Koffer hingestellt werden kann – unabänderbar.
Der Aspekt, dass der erfolgreiche Roman in deutscher Sprache geschrieben wurde – eine von Stefan Vevar besorgte slowenische Übersetzung Angel pozabe wird Ende September 2012 vom Drava Verlag herausgebracht –, wurde in der anregenden Diskussion mehrfach berührt.
Durch die Auszeichnung des Bachmannpreises und den Erfolg ihres Erstlingsromans fühlt sich die Autorin selbst nicht verändert, aber ihr Alltag ist mittlerweile stärker davon beeinflusst, etwa durch Lesereisen über die Grenzen des Landes hinaus. Und die Bewertungskriterien für ihre literarische Arbeit sind nun höher, strenger.
Viele Landsleute bedanken sich bei ihr für das Buch, in dem sich so manche eigenen Erfahrungen oder Erinnerungen dieser Leser widerspiegeln mögen. Eine Freude ist es für Haderlap auch, jetzt in ihrer Herkunftsgegend wieder „eingemeindet“ worden zu sein. Das Echo auf ihre literarische Arbeit ist durchwegs positiv.
Ihr Besuch im Europagymnasium ist die erste Lesung vor Schülern. Die Begegnung mit Maja Haderlap endet diesmal mit dem Signieren der Bücher, die von einzelnen Teilnehmern mitgebracht worden sind. Eine neuerliche Einladung an unsere Schule will sie gerne annehmen.
Dr. Norbert Pessentheiner, Schulbibliothekar
PS. Diese Dialogveranstaltung wurde von Prof. Ernst Sigot (BG Tanzenberg) und der Initiative „SYNART TANZENBERG“ organisiert und vom Land Kärnten finanziert, wofür wir uns aufrichtig bedanken.
Impressionen zu Maja Haderlap (von Christina und Elisabeth Wolf, 7b)
Rezension des Romans „Engel des Vergessens“ (von Lothar Struck)