Am 11. März traf die 7C-Klasse schon in aller Frühe am Klagenfurter Hauptbahnhof zusammen, um sich auf den Weg einer lang ersehnten Reise zu machen. Ziel der Reise sollte Straßburg, die historische Hauptstadt des Elsass, sein.
Als wir am Sonntagabend jedoch endlich die angestrebte Destination erreichten, torkelten wir nur mehr wie eine Horde ausgelaugter Jugendlicher ins Hotel, denn am nächsten Tag würde uns großes bevorstehen. Ein weit verbreiteter Irrglaube besagt, dass alle europäischen Institutionen in Brüssel untergebracht sind. Dabei hat Straßburg die Ehre, sich die Heimat des Europarats, Europaparlaments als auch Europäischen Gerichtshof zu nennen. Als politisch interessierte Klasse mit einem EU-Schwerpunkt war für uns klar, dass diese Einrichtungen unser erstes Ziel sein sollten. Zuvor erfolgte jedoch noch eine kleine Stadtführung durch die Petite France, dem Gerberviertel, um uns mit dem Charme der mittelalterlichen Fachwerkhäuser bekannt zu machen. Einige Tramstationen später standen wir dann vor dem Europarat, und einige Sicherheitschecks später sogar darin. Uns wurden die Aufgaben des Rates erklärt und viele verschiedene Räumlichkeiten gezeigt, die interessanteste darunter sicher der Plenarsaal, welchen wir zuvor nur in den Zeitungen gesehen hatten. Am Nachmittag ging es dann ab ins Europaparlament, wo sich ein besonderer Gast und Europagymnasiums-Alumni für uns Zeit genommen hatte. Wir bekamen die Möglichkeit, uns mit niemand Geringeren als Eugen Freund auszutauschen, dem sozial-demokratisch österreichischen Abgeordneten. Zu unserem Glück fand zum selben Zeitpunkt auch ein Plenum statt, dem wir ohne Audioguides lauschen konnten, da von Französisch über Englisch und Spanisch bis hin zu Italienisch, Polnisch und Niederländisch viele Sprachen in unserer Klasse gelernt und gesprochen werden. Den Führungen über unsere ganze Reise hinweg sollten wir ebenso durchgehend auf Französisch folgen. Der Tag klang mit einem traditionell elsässischen Abendessen aus.
Am nächsten Tag hieß es wieder ab in die Schule, und zwar ins Lycée Kleber, wo unsere französischen Briefreundinnen und -freunde bereits sehnlich auf uns warteten. In einer umfangreichen Besichtigung des Gebäudes wurden uns viele Unterschiede zum österreichischen System erklärt, und wir haben letzteres um einiges mehr zu schätzen gelernt. Es hat uns sehr gefreut, vorrangig auf Französisch endlich die Menschen hinter all den Briefen persönlich kennenzulernen. Anschließend erfolgte noch eine Stadtführung mit dem Bibliothekaren, der uns das französische Studentenleben schmackhaft machte.
Am Mittwoch war nicht nur endlich gutes Wetter, sondern auch ein Highlight für unsere Museumsfreunde gekommen: So besuchten wir das MAMCS, das historische und das elsässische Museum. Von einem Monet über antike Schwerter bis hin zu einer Lindwurm-Backform war für jeden etwas dabei. Dazwischen wurden selbstverständlich jede Menge Crêpes verdrückt. Später trafen wir uns wieder mit unseren französischen Freundinnen und Freunden und wir saßen bis spät abends zusammen.
Am Donnerstag verließen wir das uns lieb gewordene Städtchen, um ein paar Attraktionen in der Umgebung auszukundschaften. Mit dem Bus ging es somit zuerst nach Riquewihr, einem reizenden französischen Dörfchen, und anschließend auf die Burg Haut-Koenigsbourg, dem zweitmeistbesuchten Ausflugsziel Frankreichs. Dank des launischen Wetters war uns das ganze Gelände zu eigen. Nachdem wir im elsässischen Museum schon das traditionelle Landleben nachgespürt hatten, konnten wir uns nun wie mittelalterliche Könige und Königinnen fühlen. Am Nachmittag ging es noch weiter nach Colmar, bekannt für seine gut erhaltene Architektur, die sich in sechs Jahrhunderten angesammelt hat. Nach einem bewegten Tag war es uns nur Recht, abends Hühnchen und Crème brûlée verköstigt zu werden und anschließend in einen französischen Film zu schlendern.
Ehe wir uns versahen, war leider schon der letzte Tag gekommen. Und dieser blieb keineswegs ungenutzt: Neben ein bisschen Souvenirshopping und dem Absenden letzter Postkarten hatten wir nämlich die Aufgabe, zahlreiche Elsässer und Elsässerinnen über ihr Leben in Straßburg und ihr Wissen über Österreich zu befragen. Die Ergebnisse wurden anschließend statistisch ausgewertet und in der Klasse geteilt. Nicht fehlen durfte auch die Besichtigung des Straßburger Münster, welcher 1439 fertiggestellt wurde und seither der ganze Stolz der Stadt ist. Obwohl uns die astronomische Uhr beeindruckte, gewannen wir das Kirchengebäude schnell weniger lieb, als wir die über 300 Stufen nach oben erklimmen mussten, wurden aber mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Unsere Reise klang letztendlich mit einer gemeinsamen Bootsfahrt aus, bei der wir ein wenig wehmütig noch einmal an all den kleinen Straßen, Käsehändlern und blumengeschmückten Häusern vorbeifuhren, die wir doch in unser Herz geschlossen hatten.
Aber nach einer abenteuerlichen Heimreise, die viermal Umsteigen und einen Abstecher in die Schweiz inkludierte, waren wir doch froh, wieder gesund und nicht ganz munter in Klagenfurt anzukommen. Unser Aufenthalt war sich nicht nur auf sprachlicher Ebene eine wertvolle Erfahrung, sondern hat unser Interesse und unsere Solidarität mit Europa sehr gestärkt.
Nina Fischer (7C)