Auch heuer nahmen wieder einige Schülerinnen und Schüler des Europagymnasiums
beim Essay-Schreiben zu Zitaten von Philosophen teil – insgesamt 2254 SchülerInnen in
Österreich. Benjamin Kattnig (8A- Klasse) wählte für seinen philosophische Essay das Zitat
von Friedrich Nietzsche: „Die Wahrheit ist häßlich. Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der
Wahrheit zugrunde gehen.“ (Aus dem Nachlaß der Achtzigerjahre. Werke in drei Bänden.
München 1954, Band 3, S. 830-838).
Benjamin schreibt: „Aber was meint Nietzsche, wenn er vom „an der Wahrheit
zugrunde Gehen“ schreibt? Wann gehe ich an der Wahrheit zugrunde? Ich glaube,
Nietzsche versucht ein Komplettversagen des menschlichen Geistes zu beschreiben,
wenn dieser die in seinen Augen grausame Realität erkennt.“
Der Essay ist als Trilogie der Begriffe Wahrheit, Schönheit und Kunst aufgebaut. In
seinen philosophischen Gedanken setzt sich Benjamin mit einem sehr aktuellen
Thema auseinander. So meint er zur Wahrheit: „Ich beginne mit dem durchaus
strittigen Begriff der Wahrheit. Wahrheit ist zunächst einmal nichts, das es zu
bewerten gilt, denn die Eigenschaft einer Aussage, wahr zu sein, übertrifft ihre
mögliche Schönheit bei weitem. Sie braucht sich nicht für ihr Wesen zu
entschuldigen; sie ist zu akzeptieren, denn es ist nicht ihre Aufgabe, zu gefallen.
Gewissermaßen stellt die Wahrheit einen Absolutheitsanspruch. Das Wahre ist, mag
es noch so grausam sein, dennoch wahr und verdient aus diesem Grund mehr
Bedeutung als eine schöne Lüge.“ … „Ist Wahrheit nun schön? Was ist überhaupt
schön? Und für wen? Es ist offensichtlich, dass nicht alles, was schön aussieht, auch
wahr ist, und nicht alles, was wahr ist, auch schön. Aber als freie Menschen haben
wir alle Möglichkeiten Dinge zu tun, die in unseren Augen schön oder hässlich sind.
Wir selbst gestalten damit die Realität, die Wahrheit mit.“ …
„Aus diesen Gründen finde ich, dass, erstens, Wahrheit nichts von Grund auf
Hässliches ist, und zweitens Kunst nicht nur existiert, um einen Ausweg vor dem
Wahren zu bieten.“
Schade, dass wegen der „Corona-Krise“ die Lesung und Preisverleihung am 17.März
2020 abgesagt werden musste. Der Literat Egyd Gstättner sollte die Festrede halten.
Trotz der gegenwärtigen nicht nur kulturellen Krisensituation findet der
Bundeswettbewerb der Philosophie-Olympiade statt. Es wird ein digitales
Wettschreiben am 22. April 2020 geben. Da die „Internationale Philosophie-
Olympiade“ (IPO) in Lissabon ebenfalls nicht stattfindet, werden die Siegerinnen und
Sieger des Bundeswettbewerbes zum diesjährigen „Philosophicum Lech“
eingeladen. Gutes Gelingen, Benjamin!
Mag. Heidi Mikl